Nachdem wir eine Liste mit Zielen erstellt haben, die nicht zu weit entfernt, nicht zu teuer und gut im Sommer sind, möchten unsere beiden Teenager gerne nach Marettimo zurückkehren.
Wir einigen uns auf Marettimo, aber wir möchten noch eine weitere Insel hinzufügen, die wir noch nicht kennen.
Hmmm, wie wäre es mit Lampedusa?
Ein Freund sizilianischer Herkunft hatte mir vor vielen Jahren von dieser Insel erzählt, von den schönen Stränden und Tauchmöglichkeiten ..... Dann kam die Migrationskrise und ich hatte die Idee, dort zu tauchen, ein wenig vergessen.
Jetzt kommt Patrik mit dieser Idee zurück! Und – ja - warum nicht! Dieses Jahr werden wir also in Marettimo und Lampedusa tauchen gehen!
Aber je näher die Abreise rückt, desto grösser werden die Zweifel. «Was!!! Ihr fährt nach Lampedusa, was für eine Idee, überall werden Flüchtlinge sein» sagen Freunde und Bekannte zu uns. W
Wir werden sehen!
Nachdem wir den Flughafen von Palermo mit seinem organisierten Chaos erfolgreich passiert hatten, sitzen wir in unserem Inlandlug, der uns in 60 min. von Palermo nach Lampedusa bringt. Beim Landeanflug ist mein erster Eindruck: Die Insel sieht aus wie Gozo – vielleicht etwas flacher. Kein Wunder, denn Lampedusa liegt wie der maltesische Archipel auf dem afrikanischen Kontinentalschelf. Die Insel ist ein großes Kalksteinplateau, eher trocken und steinig.
Bei der Ankunft in unserem Apartment werden wir von Roberta von Moby Diving begrüßt. Sie gibt uns einige Erklärungen zu den Tauchgängen am nächsten Tag, empfiehlt uns einige Restaurants und verlässt uns mit unserer Tauchausrüstung, die sie bereits für morgen in Kisten gepackt hat.
Am nächsten Tag treffen wir uns um 8.30 Uhr im Tauchzentrum. Wir ziehen unsere Anzüge an und gehen an Bord des Zodiacs für zwei aufeinanderfolgende Tauchgänge. Alles ist super organisiert - ich möchte fast sagen, dass es eine «deutsche» Organisation ist!
Und was sehen wir Unterwasser ?
Wunderschöne Posidonia-Felder, Höhlen, Tunnel und Überhänge, Nacktschnecken und Flabelline, und vor allem viele Fische - Mönchs-Barsche, Muränen, Papageienfische, Stachelmakrelen, Schnapper, Barrakudas, Zackenbarsche, und sogar Rochen. Patrik sah sogar einen grauen Hai bei unserem Ausflug nach Lampione.
Lampione liegt wie Lampedusa und Linosa im Meeresschutzgebiet. Lampione ist eine unbewohnte Insel, aber das erste, was wir bei unserer Ankunft sehen, ist ein Zelt und ein Mann in Badehose! Unsere Tauchbegleiterin, Georgia, erklärt uns, dass dieser Mann seit einigen Tagen auf der Insel ist und sich im Hungerstreik befindet !!!!.
Er demonstriert gegen die italienischen Medien, die die Migrantenkrise für ihre Schlagzeilen ausnutzen.
Dies ist eine Gelegenheit, das Thema anzusprechen.
Georgia ist seit mehreren Jahren in Lampedusa und kam hierher, um in der Flüchtlingsunterkunft als Psychologin zu arbeiten. Sie erklärte uns, dass die Migranten, wenn ein Boot auf See gesichtet wird, von der Küstenwache gefunden und zum Hafen von Lampedusa eskortiert wird. Die Menschen werden dann vom italienischen Roten Kreuz abgeholt und in das Flüchtlingszentrum auf der Insel gebracht. Normalerweise bleiben sie dort 72 Stunden, bevor sie nach Italien gebracht werden, wo sie ihren langen Integrationsprozess beginnen können oder, wenn sie die Bedingungen nicht erfüllen, zurückgeschickt werden. Georgia erzählt uns auch von der Wut der Einwohner - nicht auf die Migranten, sondern auf die Medien, die dramatische Bilder zeigen, jedoch nicht davon berichten, dass der Tourismus und das Leben allgemein durch die Migranten nicht beeinträchtigt werden.
Als wir zum Hafen zurückkehren, sehen wir, wie ein Boot mit Migranten abgefertigt wird. Das lässt mich natürlich nicht unberührt. Schließlich betrifft die Migrationskrise alle Europäer, nicht nur die Bewohner von Lampedusa. Aber das wird oft vergessen.
Und was kann man ausser Tauchen noch machen?
Auf Lampedusa ist ein Mietwagen mehr oder weniger unverzichtbar. Es gibt viele Strände und Buchten, die man zum Baden besuchen kann. Es gibt auch Wanderrouten. Ein Ausflug (Tauchen oder nicht) auf die Nachbarinsel Linosa ist wirklich empfehlenswert.
Es gibt ziemlich Verkehr um den Hafen von Lampedusa. Am Abend wird die Via Roma lebendig - eine Fußgängerzone mit Restaurants und Geschäften. Das ist lässig. Aber mein Highlight ist der Sonnenuntergang. Entlang der Klippen kann man anhalten, einen Aperol Spritz in einem der "Bar-Trucks" bestellen und an seinem Cocktail nippen, während man die Sonne ins Meer fallen sieht.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Lampedusa ist ein Tauchziel, das eine interessante marine Biodiversität bietet. Würde ich gerne dorthin zurückkehren?
Ja, natürlich, und meine ganze Familie ist der gleichen Meinung 🙂
Aber zuerst geht es weiter nach Marettimo !